Abenteuer Yukon Territorium
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    Mehr Glück als Verstand

    Es war kurz nach 15 Uhr, als unser Boot wie abgesprochen wechselseitig die Führung übernahm, und wir uns Minuten später auf einer kurzen, sehr engen Geraden befanden, die wenige Meter vor uns scharf nach rechts abbog. Durch die eingeschränkte Flussbreite hatte sich hier eine enorme Strömung gebildet, die mit stetig wachsender Geschwindigkeit auf zwei übereinander liegende Baumstämme zuraste, die exakt im Scheitelpunkt der fast rechtwinkligen Kurve lagen. Der oben liegende Baum breitete seine wirren Äste weit hinüber in das Bachbett aus, der Stamm des unteren Baums wurde von der reißenden Strömung unterspült und lag komplett quer zur Fahrtrichtung.

    Die Sache sah nicht gut aus! Schon jetzt war uns klar, dass wir nur eine hauchdünne Chance hatten, die knapp einen Meter breite Durchfahrt hinter der Baumsperre zu treffen. »Eine typische Gefahrenstelle! Was hatten wir vorher besprochen? Anlegen, Aussteigen, Lage peilen, notfalls vorsichtig treideln und dahinter wieder einsteigen!«, schoss mir noch durch den Kopf, während ich in Sekundenbruchteilen nach dieser letzten Anlegemöglichkeit suchte. Keine Chance, die Strömung hatte uns voll im Griff! Instinktiv versuchten wir noch, unsere Geschwindigkeit soweit zu reduzieren, um einerseits mit den Oberkörpern gefahrlos unter den in Brusthöhe überhängenden Zweigen durchzutauchen und dann mit gezielten Paddelschlägen der rauschenden Strömung vor dem im Wasser liegenden Baumstamm zu entkommen. Statt, wie Dutzende Male geübt, sich vorwärts Richtung Bug unter den Zweigen wegzubücken, haben wir beide zusammen den Fehler gemacht, durch seitliches Wegbeugen nach Steuerbord den peitschenden Schlägen der Zweige zu entkommen.

    Als wir dann auch noch zur selben Zeit beide Paddel an Steuerbord einsetzten, um durch kräftiges Durchziehen dem Sog unter dem tieferen Stamm zu entkommen, war das Unheil nicht mehr aufzuhalten. Innerhalb von zwei Sekunden bekam das Boot unkorrigierbare Schlagseite, der rechte Süllrand des voll beladenen Boots tauchte unter Wasser, das Kanu lief über Steuerbord voll, kippte um und wir stürzten kopfüber ins Wasser, während die Strömung uns und das gekenterte Boot mit aller Gewalt unter den Baumstamm zu ziehen versuchte. Das alles passierte in weniger als drei, vier Sekunden.

    Nachdem ich hustend und prustend wieder aufgetaucht war, bekam ich einen stabilen Zweig zu fassen, orientierte mich und erkannte Jochen, der ebenfalls gerade mit dem Kopf aus dem Wasser kam. Gott sei Dank, auch ihm schien nicht viel passiert zu sein! Das Boot noch immer am Süllrand umklammernd schaute ich mich nach unseren Kameraden um und sah, dass die sich schon wenige Meter vor und hinter der Unglücksstelle mehr schlecht als recht positioniert hatten. Ich reichte Martin mein Paddel, während ich mit der anderen Hand das voll gelaufene und mit dem Kiel nach oben treibende
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    Band 5 - Upper Liard River