Fluch der bösen Tat
Robert Baldwin, ein hünenhafter, rothaariger Schotte, über den sich auch nach langer Recherche nicht viel Brauchbares in den Archiven aufstöbern ließ, kam wohl gegen Mitte der neunziger Jahre des vorvergangenen Jahrhunderts aus Europa über Denver in Colorado nach Skagway, überquerte mit seinem Freund und Landsmann McGregor im Winter den Chilkootpass und erreichte Monate später als einer der ersten Prospektoren die unermesslich reichen Goldfelder am Klondike. Rasch wurden beide fündig, nachdem sie einem armen Irren aus Schweden einen äußerst ergiebigen Claim abgegaunert hatten. Im Sommer 1898 erschlug Baldwin seinen Kumpel Mc Gregor nach einem Streit im Suff und raubte dessen Goldfunde. Danach floh er in einem wochenlangen Fußmarsch mit den drei Lederbeuteln vor der Polizei in die undurchdringlichen Wälder nordwestlich eines Gebirgszugs, der später Glenlyon Range genannt werden sollte. Von dort schlug er sich hinunter zum Pelly River, auf dem er sich mit einem notdürftig zusammen gezimmerten Floß bis zu dieser Stelle treiben ließ, an dem sein schwimmendes Gefährt an den Felsbrocken der engen Flusskehre zerschellte. Wahrscheinlich wieder im Suff, wie festzustellen wäre, denn der größte Teil seiner Ausrüstung bestand aus drei Blechkanistern Hochprozentigem, die ihm die anstrengenden Tage und Nächte der Flucht versüßen sollten. »Verdammte Fügung Gottes«, wird er wohl gemurmelt haben, als er sich fluchend mit den letzten geretteten Habseligkeiten die steile Uferböschung hinaufquälte. »Bleib ich eben hier, was soll’s? Ist hier genauso gut oder schlecht wie woanders! Hier findet mich mit Sicherheit kein Mensch und wenn in zwei, drei Wochen der verfluchte Winter beginnt und alles in seinem Würgegriff hält, hab ich hier für lange sechs Monate Ruhe vor den verdammten Polizisten. Viel Zeit also, um über die Sache Gras wachsen zu lassen und über meine Zukunft nachzudenken!« Am nächsten Morgen war er wieder soweit nüchtern, dass er sich an eine Bestandsaufnahme seiner Ausrüstung machen und einen Plan für die kommenden Wintermonate entwerfen konnte. Kleidung, Waffen, Munition und Alkohol waren ausreichend vorhanden, Werkzeug und Materialien würden für den Bau einer einfachen Hütte auch ausreichen, aber hinsichtlich Grundnahrungsmitteln, Vorräten, Fallen, Angeln, Schneeschuhe und Schlitten sah die Lage äußerst bescheiden aus. |
Band 4 - Pelly River
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