Abenteuer Yukon Territorium
  • Das abenteuerliche Leben von Robert Campbell

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    Fort Selkirk

    Mächtig frustriert reiste er zurück. Aber er hatte die Genehmigung erhalten, an der Mündung von Pelly und »Lewes« einen neuen Handelsposten aufzubauen. Hier befand sich schon seit Jahrhunderten ein traditioneller Versammlungs- und Feierplatz der Indianer, der sich besonders im Frühjahr und Sommer zu einem bedeutenden überregionalen Marktplatz entwickelt hatte. Die Stelle war also viel versprechend. Im Juni 1848 errichtete er Fort Selkirk, ein Posten, der noch für Furore sorgen und der trotz absolut katastrophaler Entwicklung immer mit seinem Namen verbunden bleiben sollte.

    Campbell wurde am »Lewes« von den dort ansässigen Indianern, die man später die »Selkirk People« nannte, freundlich empfangen. Eine der ersten Begegnungen mit den Einheimischen brachte ihm sogar die Anerkennung als Heiler oder Schamane ein. Er versorgte die Beinwunde eines Indianers, und zu seiner großen Überraschung selbst erholte sich der Patient wieder. Aber das für ihn Entscheidenste war: aus Gesprächen mit vorbeifahrenden Chilkats, einem Volk der Küsten-Tlingits, die mit den Selkirk People Handel trieben, schloss er, dass die zentrale Lage von Fort Selkirk hervorragend für den Pelzhandel im Tal des Yukon geeignet zu sein schien!

    Doch auch in den kommenden Saisons wurde Campbell nur sehr kärglich mit Handelswaren versorgt und musste empört mit ansehen, wie ihm die bestens ausgestatteten »russischen« Chilkat die kostbarsten Felle vor der Nase wegschnappten. Die Transportwege von der Küste waren kürzer, schneller, und die Chilkat konnten zu deutlich besseren Preisen anbieten als Campbell, der ohnehin nicht genug Tauschware im Lager hatte. Und solange diese Situation so anhielt, waren die Spannungen zwischen den bisher den Handel dominierenden Chilkats und Campbells Leuten gerade noch auszuhalten. Dies sollte sich erst 1852, dem Schicksalsjahr für Fort Selkirk, ändern, als Campbell die Waren über die kostengünstigere Nordroute, statt über die mühselige Südroute über den gefahrvollen Liard, Frances und Pelly beschaffen konnte. Die Nordroute war schon vor längerer Zeit erkundet und führte von Fort Simpson aus über den Mackenzie und Porcupine River bis zum Yukon. Dort befand sich das gleichnamige, von Alexander Hunter Murray im Juni 1847 gegründete Fort Yukon, dessen genaue Koordinaten übrigens so lange wie möglich geheim gehalten wurden, weil es illegal im russischen Einflussbereich errichtet war. Die »falsche« Lage des Forts fiel erst bei Vermessungsarbeiten nach dem Verkauf Alaskas 1867 von Rußland an die USA auf. Fort Yukon wurde daraufhin flussaufwärts in kanadisches Gebiet »zurückverlegt« und in Rampart House umbenannt.

    Dass beide Forts nahe beieinander lagen, blieb bis 1851 verborgen, dem Jahr, in dem Simpson Campbell beauftragte, eine Route zwischen Fort Selkirk und Fort Yukon zu suchen und ihm weiterhin erlaubte, den Lewes, soweit es ihm ratsam erschien, zu erkunden.

    In nur vier Tagen paddelte Campbell von Fort Selkirk flussabwärts, legte in Fort Yukon an und konnte damit beweisen, dass seine lang gehegte Vermutung, dass Lewes River und Yukon River der gleiche Fluss seien, richtig war. In diesem Punkt war er immer gleicher Meinung mit Murray gewesen, (...)

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    Band 4 - Pelly River