Die tödliche Falle des Salomon Reacher
Salomon Reacher, ein Goldsucher aus der Nähe des kanadischen Ontario, hatte gegen Ende des Jahres 1898 enttäuscht und verarmt das Gebiet um den Klondike River und Dawson City verlassen und wollte sich bis zur Rückreise in die Zivilisation als Trapper und Pelztierjäger am Yukon über Wasser halten. Anfang des Winters erreichte er »mutterseelenallein« das Quellgebiet des Twin Creeks, baute sich eine einfache Hütte und legte eine Fallenstrecke an, die sich über mehr als vierzig Kilometer rund um seine primitive Behausung am Flussufer erstreckte. In einer kalten, mondhellen Januarnacht ging er seine »Trap-Line«, seine Fallenstrecke, ab, um die darin gefangenen Pelztiere einzusammeln. Dabei übersah er eine seiner eigenen Fallen, trat mit dem linken Fuß in das scharfkantige Fangeisen, das mit einer schweren Eisenkette und einem Schloss um einen Baum befestigt war. Der erfahrene Trapper war schwer verletzt in seiner eigenen Falle gefangen, drei Tagesreisen von seiner Hütte, sechs Tagesreisen von seinem nächsten Nachbar in der Gegend von Dutch Bluff entfernt. Das Eisen hatte sich so unglücklich in die Knochen des Schienbeins gebohrt, dass er sich mit eigener Kraft nicht mehr von der tödlichen Falle befreien konnte. Die erste Nacht bei eisigen Temperaturen hatte er trotz wahnsinniger Schmerzen noch recht gut überstanden, doch auch in den wenigen hellen Stunden des darauf folgenden Tages gelang es ihm nicht, sich mit eigener Kraft aus den messerscharfen Zahnkrallen zu befreien oder seinen weit entfernt liegenden Rucksack mit Werkzeug, Schlüssel, Verpflegung, Getränken, Schlafsack und der restlichen Gewehrmunition zu erreichen. Nichts war in seiner Nähe, was ihm hätte nutzen können, nichts außer seinem Gewehr mit einer einzigen Kugel im Lauf. In der folgenden Nacht hatte er zum ersten Mal den Wolf gehört und gesehen, der von dem Geruch des Blutes angelockt, in immer enger werdenden Kreisen um ihn herum schlich. Am nächsten Morgen war Reacher halb tot vor Kälte, Hunger und Angst, während der riesige Wolf nur wenige Meter von ihm entfernt unbewegt auf einer kleinen Lichtung stand und den Todeskampf des Fallenstellers aus grauen, kalten Augen beobachtete. Er musste nur warten, Geduld haben und warten, das wusste der Wolf und deshalb traute er sich gegen Mittag noch einige Schritte näher an den tödlich verletzten Fallensteller heran. Eine weitere Nacht, das spürte Reacher, würde er nicht mehr durchhalten. Wundbrand begann, das verletzte Bein aufzufressen, mehrere Zehen und Finger waren schon abgestorben, schwarz vom Frost. Angst, Kälte, Hunger und unbeschreibliche Schmerzen ließen ihn fast wahnsinnig werden. Und der Wolf war nur noch zwei, drei Meter von ihm entfernt. Er stand nur da, atmete tief und ruhig und beobachtete den tödlich Verletzten aus kalten, stechenden Augen. |
Band 3 - Eagle Island / Big Salmon River
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