Abenteuer Yukon Territorium
  • Jack London

    Straßenkind, Tramp, Goldsucher und Tagelöhner, Austernräuber und Alkoholiker, Sozialist, Großgrundbesitzer, Millionär und meist gelesener Autor seiner Zeit – Jack London kostete sämtliche Facetten des Lebens aus, war ein Kind kalifornischer Träume und Albträume. »Die eigentliche Bestimmung des Menschen ist zu leben und nicht zu existieren ... ich werde meine Zeit nutzen ... ich will lieber ein prächtiger Meteor sein, jedes meiner Atome ein großartiges Glühen ...«

    Wohl kein anderer Schriftsteller hat das Bild der Menschen in aller Welt über den großen Goldrausch um die Wende des 19. Jahrhunderts und die großartige und gleichzeitig so unerbittliche arktische Wildnis intensiver geprägt als Jack London. Seine Erzählungen wie Lockruf des Goldes, Ruf der Wildnis, Wolfsblut oder Alaska Kid beschreiben die raue Schönheit, aber auch die unbarmherzige Natur im kanadischen Norden, und seine Protagonisten stehen für Freiheit und Abenteuer, Draufgängertum, Überlebenskampf und Kameradschaft – ein Spiegelbild seines eigenen Lebens.

    Bittere Jugend

    Jack London wurde am 12. Januar 1876 unter dem Namen John Griffith Chaney als uneheliches Kind der Spiritistin Flora Wellmann und des irischen Journalisten, Astrologen und betrügerischen Nichtsnutzes William Henry Chaney geboren. Letzterer leugnete allerdings die Vaterschaft. Noch im gleichen Jahr heiratete Flora Wellmann den Kriegsversehrten John London, der den Jungen, der fortan Jack gerufen wurde, später adoptierte.

    Jack London wuchs in bitterer Armut auf. Seine Eltern waren eine grundsolide, konservative amerikanische Familie, die in Zeiten großer sozialer und wirtschaftlicher Verwerfungen verzweifelt versuchte, sich so gut wie möglich über Wasser zu halten. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, als Farmer und Handwerker Fuß zu fassen, und nachdem der Stiefvater invalide wurde, zog die Familie nach Oakland. Jack London musste mit zum Lebensunterhalt beitragen. Und obwohl schon als Kind begierig auf Bücher, besuchte er nur kurz bis 1889 die Volksschule. Stattdessen arbeitete er als Zeitungsjunge, Eisträger und Hilfsarbeiter in einer Konservenfabrik, wo er schon als 14jähriger 16 Stunden täglich schuften musste. Frustriert von diesem kümmerlichen Dasein und ohne Aussicht, durch ehrliche Arbeit aus den erbärmlichen Verhältnissen heraus zukommen, lieh er sich 1891 Geld, erwarb eine heruntergekommene Schaluppe namens Razzle Dazzle und ging in der Bucht von San Francisco auf Austernraub. Bald wurde der berüchtigte Draufgänger nur noch Frisco Kid oder Prinz der Austernpiraten gerufen.
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    Band 1 - Yukon River